Panama
von 03. Januar 2010. bis 19. Februar 2010

Teil 2.2

Ich treffe einen Mühlviertler

 

Das Mühlviertel ist eine ganz liebenswerte Landschaft nördlich der Donau in Oberösterreich. Da kommen ebenso liebenswerte Menscher her. Zum Beispiel ich. Oder meine Freunde Max, Birgit und Christa, die mich alle auf Gran Canaria besucht haben. Illa, meine Webmasterin ist kürzlich ins Mühlviertel übersiedelt. Und nun treffe ich im Bus von Colon nach Puerto Lindo einen weiteren Menschen dieses Schlags, den Erwin aus dem Nachbarbezirk Rohrbach.

Wir erkennen uns, als auf mein „¡parada!“ beim „Hostel Wunderbar“ der Autobus stoppt und hinter mir auch der Erwin aussteigt. Er ist der allererste Österreicher der an Land zufällig meinen Weg kreuzt! Hier am Ende von Panama, am Ende der Welt! Und als ich ihm sage, was ich vorhabe, da weiß er auch schon meinen Vornamen. Er hatte am Vorabend mit Horst, dem Jumbo-Kapitän aus Deutschland, in Panama Stadt genachtmahlt. Der hatte ihm von mir erzählt.

 

Ein Schiff bis Tahiti ziemlich fix!

In Puerto Lindo habe ich noch Gepäck stehen. Es trifft sich, dass genau an diesem Samstag auch Stu und Lynn, ein Ehepaar aus Australien, in Puerto Lindo vor Anker gegangen sind. Sie sind gute Freunde von Bernie und Yvonne, meine Gastgeber auf meiner ersten Kanaltour. Ich bin von den beiden in den höchsten Tönen empfohlen worden. Ist es meine gut geglückte Leinenarbeit in den Schleusen gewesen? Habe ich mich beim Ankerhieven so gut angestellt? Oder habe ich beim Deckschruppen schwer gepunktet?

Wir treffen uns jedenfalls zum Abendessen in Puerto Lindo beim Johannes, dem Niederländer.

 

Wir haben uns auf die Ess-, Trink- und Musikhör-Vorlieben abgeklopft. Das passt gut zusammen. Die Sympathie hat auf beiden Seiten angehalten, auch nachdem wir uns gesehen haben.

Stu und Lynn haben mich dann am Sonntag in der Früh auf ihr Boot geholt. Sie zeigen mir "meine" Schlafkoje. Sie ist so breit, dass 2 darin Platz hätten. Es ist ein 44 Fuß-Boot mit einem Rumpf aus Fiberglas. Es hat 2 große Vorstage, ein Baby-Stag und ein Großsegel, das in den Baum gerollt wird. Windgenerator, Solarpaneel, Diesel-Hilfsaggregat, Wassermacher, Radar, 3 GPS, Radar, Papier- und elektronische Karten von der ganzen Welt. Alles ist sauber an Bord. Werkzeug und Ersatzteile liegen ordentlich dort bereit, wo sie auch zu finden sind. Es ist da wirklich alles sehr perfekt.
         

Wir haben per Handschlag vereinbart, es mal im Kanal mitsammen zu versuchen. Dann soll es zu den Perleninseln gehen. Wenn wir uns dann immer noch mögen, werden wir nach Galapagos (8 Tage + Nächte) segeln. Und wenn wir uns dann immer noch mögen bis zu den Marchesas Inseln (4 Wochen) und wenn -- dann bis Tahiti. Ankunft dort Anfang Juni.

Das klingt doch gut!

Hinterrücks klaut mir einer das Geldbörsel

In Colon beim Umsteigen von einem Bus in den anderen, habe ich mir einen Sandwich gekauft. Eine braune Hand kommt hinerrücks an meinem Bauch vorbei und langt vor meinen Augen nach dem am Verkaufstisch abgelegten Geldbörsel. Ich bin der Hand sofort nachgeeilt. Der Mann, an dem sie hing hatte sehr lange Beine. Ich bin ihm bis über die Straße nachgelaufen. Dann habe ich gemerkt, dass ich mit meinen kurzen Beinen den Kürzeren gezogen habe. Inhalt war USD 40,-- - so niedrig wie selten. Keine gültigen Kredit- und Bankomatkarten! Die hatte ich eine Stunde vorher woanders verstaut. Die alte, ungültige Kreditkarte und eine alte, ungültige Bankomatkarte von einem längst aufgelösten Konto waren auch drin. Da kann er sich damit versuchen. Was ich im Moment nicht hatte, war Geld für die Buskarte nach Panama Stadt. Das Busunternehmen hat mich kostenlos gefahren.

Glück im Unglück. Wie oft habe ich mein Geldtascherl schon so aus der Hand gelegt und keine andere Hand hat danach gegriffen!

Über dieses dramatische Ereignis gibt es verständlicherweise keine Bilder. Ich hatte gerade keine Hand frei dafür.

 

Zururufe aus der Heimat

Max ruft mir aus der Heimat per E-Mail zu:

Super, das schaut wirklich gut aus, genau so ein Schiff und genau so eine Atmosphäre, wie du sie dir selbst eingerichtet hättest!
Wenn ich das lese, dann vermischen sich deine Zeilen mit meinen Gedanken beim letzten Singleseminar am Wochenende. Zusammenfassung:
1) Es gibt den / die Richtige(n)
2) Es hat Dir gut getan, klar auszusprechen, was du wirklich willst
3) Du bist selbst in Bewegung und dadurch leicht in Kontakt gekommen
4) Hin und wieder darf man auch etwas Altes gehen lassen, auch wenn noch 40,- drinnen stecken :-)
5) Man muss nicht gleich das ganze Leben vorplanen, es genügt oft schon eine Vereinbarung für den nächsten Abschnitt.

Nach meinem hoffnungsvollen Gespräch am Sonntagmorgen, mache ich noch eine kleine Fototour in

Ich suche wieder mal einen Friedhof auf:

           

Am Friedhof finde ich die verdichtete Spur davon, wie lebende Menschen mit dem Tod umgehen.

 

Die schönen Busse des öffentlichen Verkehrs und der schrille Gegensatz zu den öffentlichen Verkehrsflächen

In Puerto Lindo entdecke ich ein wunderbares Exemplar eines der typischen Autobusse, eines „Diablo Rojo“:

       

Man beachte den schmalen Sehschlitz für den Lenker:

Was mit großen Lettern so bunt und kunstvoll auf die Scheibe gemalt ist, hat meist was mit Route und Ziel des Autobusses zu tun. Die Fahrzeuge sind früher als Schulbusse in den USA gelaufen.
Woran liegt es, dass es den Leuten hier gefällt, ihre öffentlichen Transportmittel mit so bunten Motiven und Schriften zu bemalen?

     

Die technisch perfekt, so farbenfroh bemalten Fahrzeuge sehe ich in einem gewissen Widerspruch zu dem unglaublichen Dreck auf und neben den öffentlichen Verkehrswegen:

     

Kaugummibedeckungsgrad am Busterminal nahe 30 % - das könnte es auch zu Hause geben:

 

Ich lerne Spanisch

Ich habe auf meiner Reise insgesamt ein halbes Jahr unter Menschen gelebt, die spanisch als erste Sprache sprechen: 4 Monate Kanarische Inseln, 3 Wochen Venezuela, 3 Wochen Kolumbien und nun seit 6 Wochen Panama. Meinen aktiven Wortschatz habe ich abgezählt. Ich bin auf knapp hundert Wörter gekommen. Wenn ich bedenke, dass ich auch bis 100 zählen kann, dann sind es zweihundert Wörter. Damit, und mit Händen und Füßen, komme ich in vielen Situationen ganz gut zurecht. Ich beginne Interesse an Grammatik, anderen Gesetzmäßigkeiten, Regelmäßig- und Unregelmäßigkeiten der spanischen Sprache zu bekommen.

In der Universität wird Spanisch für Fremdsprachler unterrichtet. Letzten Montag bin ich in den Basic-Kurs eingestiegen. El profesor habla solo espanol. Da muss ich schwer aufpassen, dass ich den Faden nicht verliere. Leinenarbeit im Kopf, sozusagen.

Obere Reihe: El Profesor, Tatjana aus Lettland, Frau aus Surinam, Frau aus Brasilien, Frau aus der Karibik(?),. Untere Reihe: Joy aus Kanada, Frau aus Taiwan, Mann aus China.

Die Gruppe lernt bereits eine Woche als ich an einem Montag dazu komme. Nach drei Tagen habe ich schwänzen müssen,

 

denn ich fahre ein 3. Mal durch den Kanal!

Stu und Lynn haben ihre Kanalpassage bekommen. Sie möchten, dass ich schon am Donnerstag eintreffe auf ihrem Boot in der Shelter-Bay-Marina. Das hat natürlich Vorrang.

Ich habe auch gleich 2 weitere Linehander organisiert: William und Rebecca. Beide sind Mitarbeiter im Hostel Mamallena, wo ich schlafe, wenn ich in Panama Stadt bin.

Am Mittwochabend begeben wir drei uns zum Busterminal in Albrook
   

In Cuatro Alto, kurz vor Colon steigen wir aus und warten auf den Privatbus der Marina.

treffen wir Drei in der Shelter-Bay-Marina ein.

Wir treffen genau zum richtigen Zeitpunkt ein am Steg bei der SY „Onda“, denn Stu und Lynn sind gerade von einem Rieseneinkauf zurückgekommen und unsere Hände sind willkommen.

Mit Williams Hilfe hänge ich je 5 Autoreifen auf jede Längsseite der "Onda".

Die schweren Autoreifen braucht man als Stoßdämpfer in den Schleusen. Dann bereiten wir die 4 Leinen vor - je 40 m lang und 22 mm im Durchmesser.

So sieht es dann am Donnerstag in der Früh aus an Bord:
     

Gegen Mittag fahren wir zur Tankstelle am Ausgang der Marina:

     

William hält den Schlauch

Lynn hält das Filter und Stu das Füllventil

und ich halte alles fest:

Dann ab in die „Flate“.

 

Hier gibt es was zum Lunch

   

Und noch viel Zeit:

   

 

Um 15 Uhr kommt der Adviser an Bord. Er führt uns zur ersten der 3 Schleusen in den Gatunsee.

 

 

Hinter uns das französisch beflaggte Boot. Mit ihm werden wir im Zweierpäckchen durch alle Schleusen gehen.

 

Wir lassen uns von 2 großen Schiffen überholen

     

Das Krokodil lässt sich von uns überholen

Vor uns in der Schleuse ein mittelgroßer Kahn.

   

Wir gehen mit dem gelben Boot der Franzosen ein Zweier-Päckchen ein:

   

4 Männer werfen uns vom Rand der Schleusenkammer 4 Wurfleinen mit den Monkeyfists am Ende zu.

     

Wir hängen unsere 40m- Leinen dran. Damit marschieren die 4 Männer bis zur Schleusenkammer

und hängen uns an 4 Poller.

           

Wir setzen die Leinen durch. Sobald das Wasser in die Schleusenkammer strömt holen wir die Leinen nach und nach ein.

Es dämmert, während wir uns in der letzten Kammer schleusen lassen.

     

Im Gatunsee, bald hinter der letzten Schleuse, gehen wir vor Anker. Die beiden großen Bojen werden diesmal von einem größeren Schiff beansprucht.

Der Adviser für den Freitag steigt um Punkt 6 Uhr auf unser Boot über – hier links im Bild:

Anker auf. Unter Motor, zeitweise vom Vorsegel unterstützt, fahren wir über den Gatunsee. Es ist wieder wunderschön – Inseln, Wasser, Sonne, Vögel.

               
Das Leinewerfen und -übergeben in den drei absteigenden, pazifikseitigen Schleusen klappt wie am Schnürchen. An den Leinen am Bug diesmal Becky und Lynn:
Am Nachbarschiff unvergesslich die quirlige Nataly:
Und ihr ganz ruhiger Kapitän, der mit dem roten Hut:
Wenn sie spricht, dann immer mit dem ganzen Körper:

Ein Blick auf ihre Homepage soll sich sehr lohnen, hat man mir gesagt: http://etoiledelune.pagesperso-orange.fr/index.htm/http://s121758490.onlinehome.fr/etoiledelune/index.php

 

Wieder zu zweit im Päckchen und in Gesellschaft eines Ausflugsbootes steigen wir zum Pazifik hinunter:

 

Und so sieht das Schleusen im Zweier-Pack vom Schiff des französischen Paares, Nataly und Dominik aus:

       

Der Adviser wird diesmal im südlicher gelegenen Amador abgeholt:

Und so hat Nataly das gesehen und festgehalten:

   

 

Wir fahren noch um die Ecke in jene Ankerbucht, wo ich vor 3 Wochen meinen Kapitän Nummer 3 verbraucht und verlassen habe. Sein Boot liegt hier immer noch vor Anker. Er hat also immer noch keinen Termin bekommen, um sein Boot zu kranen und das Unterwasserschiff in Ordnung zu bekommen.

Unsere gemeinsame Kanaldurchquerung lassen wir bei einem Lunch ausklingen. Mit Stu und Lynn konnte ich gut zusammenarbeiten, wir mögen uns immer noch und bekräftigen unser Vorhaben, gemeinsam nach Tahiti zu segeln. Ich vereinbare mit den beiden, dass ich nächsten Freitag an Bord komme mit all meinem Gepäck. Da werde ich meinen Spanischkurs abgeschlossen haben. Für Lynn und Stu ist Zeit genug, um Panama Stadt ausreichend zu erforschen.

Am fortgeschrittenen Nachmittag fahren Becky, William und ich zurück ins Hostel Mamallena. Die Inselgruppe im Süden der Stadt ist mit einem langen Damm mit dem Festland verbunden. Hier ein Blick vom Wasser aus nach Osten auf den Damm, dahinter die Stadt:

Dies hier sind Blicke von diesem Damm aus nach Norden auf das Weichbild der Stadt Panama und auf jagende Pelikane:

   

Becky ist Ornithologin. Sie hat eine ausgezeichnete Kamera und ein gutes Auge:

       

Wieder mal Glück gehabt!

Gestern habe ich auf ziemlich freier Straße was an meinem Rucksack gespürt. Ein Mann überholt mich, biegt zur Seite ab und tut so wie wenn er durch den Zaun pinkle. Er war aber so schnell fertig, der konnte gar nicht wirklich gemusst haben. Dann hat er sich wieder entfernt von mir. Sehr verdächtig! Die Nachschau beim Rucksack ergibt, dass der Reißverschluss geöffnet worden ist, aber nichts fehlt. Glück gehabt!

Der Buchbinder im Nachbarhof des Hostels hat mir meine beiden in Auflösung begriffenen Wörterbücher neu gebunden. Gute Arbeit. 1 USD hat er haben wollen dafür.

Ich spare hier sehr viel Geld: Es gibt Papayas in einer Größe, die ich in Österreich noch nie gesehen habe, Apparate von 35 cm Länge und 15 cm Durchmesser am Äquator. Ich zahle weniger als 1 USD dafür. Zu Hause müsste ich für die adäquate Menge der marktüblichen kleinen Papayas einer solchen Rübe 25 Euro hinlegen. Ich verzehre innerhalb 2 Tagen eine Papaya dieser Größe. Damit spare ich täglich 12 Euro. Ich blicke bloß nicht durch, wo dieses Geld bleibt.

Nahrungsmittel an den Straßenständen und im Supermarkt sind gemessen an unseren Preisen sehr billig in Panama.

Eigentlich ein gute Gegend zum Wohnen, um für die monatliche Rente mehr zu bekommen als zu Hause. Ältere Menschen zieht es mehr und mehr in den Süden, weil die Wärme den abgenützten Gelenken gut tut. Bloß der Dreck auf allen öffentlichen Plätzen und die Mentalität der Mitmenschen, die nicht nur da dahinter steckt, sondern auch an anderer Stelle unangenehm auffällt - das mindert die Lebensqualität doch sehr stark. Die vielen Stacheldrähte um jedes Anwesen - als ob die Menschen untereinander in einem ständigen Stellungskrieg wären!

Vor 3 Tagen lese ich auf der Webseite des ORF, dass 2 Österreicher verschwunden sind, spurlos zunächst. Die Nachschau im Haus des einen hat frisch gemalte Wände gezeigt, an anderen Stellen Blutspuren und einen Mann, der da eingezogen war. Das ist in Costa Rica gewesen, ganz nahe der panamenischen Grenze. Das scheint mir doch ein wenig zu teuer zu sein.

Teil:1 - 2

zu "Aktuelle Reise"

zur Startseite