Panama
von 03. Januar 2010. bis 19. Februar 2010

Teil 2.1

Durch den Panamakanal

 

Als Linehander auf einem Handliner durch den Panamakanal

Handliner werden jene Schiffe von der Panama-Kanal-Verwaltung genannt, die in den Schleusen mit Leinen von Hand festgemacht werden. Während der Schleusung werden die Leinen von Hand nachgesetzt. Das sind also alle Freizeit-Schiffe, zumeist Segler.
Linehander sind jene Menschen am Schiff, die die Leinen von Hand bedienen. Jedes Schiff braucht davon vier.

Als solcher bewerbe ich mich mit kleinen bunten Zettelchen auf großen schwarzen Brettern in den Marinas. Ich gehe von Steg zu Steg damit und trage mein Angebot auch mündlich vor. Und ich erzähle es überall. Im „Hostel Wunderbar“ schauen viele Segler vorbei, wenn sie in Puerto Lindo vor Anker gehen. Guido und Silvia, die beiden Leiter des Hostels sind auch TO-Stützpunkt und als solche gesuchte Informanten für alle Segler. Sie haben mich an Linehander suchende Segler empfohlen, zum Beispiel an Bernie und Yvonne aus Australien. Ihre Ketsch (= Zweimaster, wo der hintere Mast der kleinere ist) heißt Australia 31. Ich treffe sie im „Hostel Wunderbar“. Sie laden mich ein, bei ihnen eine der 4 Leinen zu handeln.

Am Tag vorher – Samstag, 23. Januar – komme ich an Bord der „Australia 31“.

Jetzt können Bernie und Yvonne sicher sein, dass ich wirklich verfügbar bin. Caroline und Jim, Freunde des Eignerpaares, sind schon seit Tagen da. Die „Australia 31“ liegt in der „Flate“, einem Anker-Areal nahe dem Handelshafen in Colon, vor Anker. Hier im Norden von Panama beginnt der Kanal für all jene Schiffe, die aus dem Atlantik kommen. Bei Panama-Stadt endet er im Pazifik.

 

     

Es lohnt sich auf Wikipedia nachzuschauen: http://de.wikipedia.org/wiki/Panama-Kanal

um allgemeine Informationen über den Kanal zu bekommen. Auch Landkarten gibt es dort dazu.

Bernie und Yvonne haben in den letzten 16 Jahren immer am Boot und damit auf Meeren und Flüssen der ganzen Welt gelebt. Irgendwann ist es genug. Jetzt wollen sie heim nach Australien.

Am Sonntag um 17 Uhr wird der „Adviser“, das ist der Berater und Einweiser, an Bord gebracht.

Bernie wirft die Maschine an. Anker auf. Yvonne steht in aller Ruhe am Ruder und lenkt das Boot durch das Ankerfeld.

Hier überholt uns jenes Schiff, hinter dem wir in die Schleusen einfahren werden:

Ich adjustiere mich so, wie ich es in der Segelschule gelernt habe, wenn es ernst wird. Meine Sandalen habe ich gegen die kräftigen Badminton-Schuhe ausgetauscht. Lederhandschuhe stecken in den Hosentaschen. Fotoapparat ist an den Gürtel gehängt. So sehe ich dann bei der Arbeit aus

Die 4 Leinen, jede 35 m lang, liegen je 2 an Bug und Heck in schönen Ringen aufgelegt. Am freien Ende ist eine weite Schlinge eingebaut oder mittels Palstek geknotet, schön unter die Reling nach draußen geführt und oberhalb wieder hereingeholt.

Doch es wird alles anders. Kurz vor der Schleuse werden wir zu Dritt nebeneinander auf ein Päckchen geschnürt. Wir sind die Linken. Später müssen wir uns umbinden. Schlussendlich sind wir die Rechten. Der Katamaran kommt nach links. Bugleinenen, Heckleinen und hier die Springleinen (diagonal stabilisierende Leinen):

Unser Boot braucht jetzt nur 2 Leinen bereit zu halten. Wir sind nun 2 Linehander zu viel. Ich bestehe auf meinen Job zum Linehandling und stehe an der hinteren Leine. An der vorderen Line steht Jim. Caroline hat frei. Yvonne steht am Ruder. Bernie, der hat allen Überblick, scherzt mit den Advisoren und den Leuten vom Nachbarboot.

Der Einweiser am mittleren Schiff ist für den Schiffsverband zuständig. Vor uns schiebt sich ganz langsam ein dickes, langes, hohes Containerschiff in die erste Schleusenkammer. Es hat offenbar sehr genau „Panamax“-Abmessungen.
       

Noch ehe wir in die Schleuse einfahren bekommen wir Wurfleinen aufs Schiff herüber geworfen. „Monkeyfists“ heißen die kleinen harten Kugeln, mit denen sehr gezielt geworfen werden kann. Vor denen sollte man sich schützen, ist überall zu lesen und jeder sagt’s dem anderen. Ich stehe gut. Da fliegt auch schon die die Leine herüber. Bernie holt die „Affenfaust“ von den vorsorglich abgedeckten Solarpanels herunter. Ich verbinde mit einem schlechten Palstek flugs die Wurfleine mit meiner Leine am Heck. Unsere beiden Partner an Land holen die Leinen zu sich hinüber. Wir fahren weiter ein in die Schleuse. Unsere Partner steigen nun die Treppe hinauf auf die hohe Kante der Schleusenkammer.

   

Unser Schiffsverband wird mit den 4 Leinen an 4 Poller gehängt und hängt einer Spinne ähnlich in der Schleusenkammer.

Kaum ist das Schleusentor hinter uns geschlossen beginnt Wasser von unten in die Kammer einzuströmen. Das Wasser in der Kammer kommt in Bewegung. Es zerrt ziemlich an unsere Leinen. So wie das Wasser steigt, muss ich meine Leine einholen.

Binnen weniger Minuten sind wir die ca 8 m Meter aufgestiegen. So richtig zu wirbeln fängt es an, als beim Schiff vor uns die Schraube zu drehen beginnt, um sich vorwärts zu beschleunigen. Unsere Leinen-Partner draußen wandern mit uns und unseren Leinen hinauf auf die nächste Kammer.

Die zweite Kammer schließt unmittelbar an die erste an. Die 4 Linehander an behalten unsere Leinen in der Hand und begleiten uns an Land hinauf zur nächsten Schleusenkammer. Bald haben wir alle 3 Kammer hinter uns:

Damit haben wir den Gatun-See, 26 m über dem Meeresspiegel, erreicht. Hier gehen wir an eine riesige Boje, der Einweiser wird mit einem Lotsenboot abgeholt. Wir legen uns schlafen. Es ist 23 Uhr geworden.

 

Über den Gatun-See

Bernie hat gerne ein Tuch um die Stirn gebunden. So sieht er aus, wie das lebendig gewordene Freiheitssymbol im Wappen der Korsen. Mir fällt der fröhliche Schwung auf, mit dem er die Sachen angeht. Er ist mit 68 gewissermaßen mein Altersgenosse.

Wir haben mitsammen das Schlauchboot in der Schiffsmitte am Deck festgebunden. Er har es mitsamt den Davits am Heck abgenommen. Sein Schiff war dadurch unter 50 Fuß kurz geworden und so in eine wesentlich niedrigere Gebührenstufe geschlüpft. Bernie kommt freundlich auf mich zu. Immer wieder fragt er mich im Gespräch, ob ich alles verstanden hätte, was gesagt worden ist. Meistens verneine ich. Dann übersetzt er mir das Unverstandene aus dem Australischen in gutes Englisch.

Yvonne legt an und ab von unserem Nachbarschiff und gibt Anordnungen, was zu tun ist. Mit dem Süßwasser im Gatun-See das Deck gereinigt zu bekommen, scheint mir ihr lang gehegter Wunsch zu sein. Sie zeigt mir den Wasserschlauch, reicht mir Kübel, Bürste, Scotchbrite und Scheuerpulver. Endlich gibt es was Sinnvolles, um mich und meinen Körper zu bewegen!

Währenddessen zieht unser Schiff durch den Gatun-See:

     

Deck schruppen steht ja nicht ganz oben in der Hitliste der beliebtesten Tätigkeiten an Bord. Ich genieße reichlich die Gelegenheit, mal die linke Hand zu nehmen, mal die rechte, mal mach ich es im Bücken, dann wieder auf den Knien. Ich mache Versuche mit der unterschiedlichen Wirkungsweise von Bürste und Scotchbrite.

Meine Erkenntnis, die ich hier gerne an spätere Seglergenerationen weiter gebe: Die eingetrockneten Fischblutstropfen widerstehen der Bürste, während sie mit dem schwarzen Scotchbrite rasch abgeschabt sind. Der Schlamm in den kleinen Vertiefungen der rauen Trittflächen hingegen wird viel rascher und gründlicher von den Borsten der Bürste erfasst, als von sonst was. Der Kombination von Scheuerpulver, Bürste und Scotch bedarf es, um Plastilin aus den Tiefen der rauen Trittflächen halbwegs heraus zu locken. Plastilin verwendet Bernie, um jenes Loch vorübergehend vor Wassereintritt zu schließen, durch das die Ankerkette am Bug ein- und austritt. Ich darf wieder einmal den Einfallsreichtum eines Fahrtenseglers bewundern, dank der Spuren am Deck. Yvonne steht in aller Ruhe am Steuer und lenkt das Boot. Und hin und wieder habe ich einen Blick für das Geschehen außerhalb unseres Bootes.
       

Der Bewunderung des Kapitäns und der Begeisterung der Yvonne hingegen darf ich mich erfreuen. Sie ist so glücklich über ihr sauberes Schiff, dass sie mich umarmen muss – eine Zuwendung, die auf meiner Reise recht rar geworden ist.

Während ich mich von Bug bis Heck erst der Portside (so heißt auf englisch die Backbordseite – links in Fahrtrichtung), dann der Starboardside widme, fahren wir weiter unter Motor, anfangs unterstützt vom Vorsegel, durch den friedlich daliegenden Gatun-See.
     

Das Wasser ist braun und trüb. Wir kommen an kleinen und großen Inseln vorbei. Unwirklich, wenn dann wieder ein Ozeanriese durch den Teich zieht.

   

Das Fahrwasser ist mit Bojen angezeigt, die grünen Bojen links, die roten rechts.

Nach der Schleuse „Pedro Miguel“, der ersten, die auf der Pazifikseite nach unten führt, wird es umgekehrt sein. Der See verliert durch das Schleusen der 40 Schiffe täglich viel Wasser. In regenarmen Zeiten ist es vorgekommen, dass der Wasserspiegel gesunken ist und tiefgehende Schiffe nicht mehr durchkommen konnten. Man arbeitet am Vertiefen und Verbreitern der Fahrrinne. Zu den neuen Schleusen wird der Kanal völlig neu gebaggert:

       

Nun kommt die zweite große Kanalbrücke ins Blickfeld. Sie ist von deutschen Ingenieuren geplant worden und seit 2005 in Betrieb.

       

Wir passieren jene Stelle, wo der Durchstich durch das Bergmassiv am tiefsten ist. Die Verbreiterung und Vertiefung auf die neuen Schiffsabmessungen scheinen hier ziemlich im Endstadium zu sein.

       

Dann passieren wir die Hängebrücke:

     

Sie ist von deutschen Ingenieuren konstruiert worden.

An der Schleuse „Pedro Miguel“ am Südufer des Gatun-Sees legen wir uns wieder im Päckchen aneinander.

Am Ufer stehen die Männer mit den Wurfleinen. „Aqui“ (hier) deute ich meinem Leinenwerfer mit dem „V“, das ich mit Daumen und Zeigefinger meiner Rechten, gut zur Seite gehaltenen Hand bilde. Ich fange die Leine wie ein gut gezieltes Frisbee. Mit der Linken schiebe ich mir den Fotoapparat in die Tasche – das Schleusen wird zur Routine. Ich habe die Segelschuhe längst wieder gegen die Sandalen getauscht und die Handschuhe in den Rucksack verstaut. Diesmal ein perfekter Palstek mit der Wurfleine in die Schlaufe der dicken und schon ist sie bereit, um zum Partner an der Schleusenmauer hinüber zu gehen. Der Partner an Land hat die Schlaufe unserer Leine in der Hand, um sie über einen der Poller zu legen.

Das hier sind jene Lokomotiven, die die großen Schiffe an die Stahlleinen nehmen und durch die Schleusen bugsieren und sie halten:

   

 In der Schleuse ist unser Päckchen diesmal alleine. Es gibt nur schwache Strudel vom abfließenden Wasser, keine Turbulenzen durch eine Schiffsschraube vor unserem Bug. Die Leinen müssen nun gefiert, das heißt nachgelassen werden (auf englisch release), wenn Wasser und Schiff sinken. Das Senken des Wasserspiegels um ca 8 m Meter geschieht innerhalb weniger Minuten. Es öffnet sich das talseitige Schleusentor:

       

Wir lassen die Schleuse Pedro Diego hinter uns:

     

Die nächste Schleuse liegt eine Seemeile entfernt am anderen Ende des Miraflores-Sees.

   

Während der Fahrt über diesen kleinen See bleiben unsere 3 Schiffe im Päckchen. Dann wieder Wurfleine fangen, Palstek und Leine übergeben.

     

Innerhalb weniger Minuten erreichen wir das untere Wasserniveau der mittleren Schleuse auf der Pazifikseite und werden wieder losgehängt:

       

Die letzte Schleuse schließt gleich an. Hier gibt es eine Besucherplattform. Wir fotografieren eifrig hin und her:

       

Wir verlassen die letzte Schleuse:

Über sie führt eine Drehbrücke

     

Vor uns die Brücke, über die die Panamerika-Straße führt.

         

Sie war die erste feste Brücke, die „Puente de la America“ die über den Kanal gebaut worden ist, 1959 – 1962 noch von den USA. Links davor der Hafen von Panama Stadt

     

Die „Australia 31“ braucht dringend Wasser und Diesel. Das gibt es nur in der noch südlicheren Flamenco-Marina. Hier steigen Jim, Caroline und ich vom Boot. Ein herzliches Abschiednehmen.

     

Dann ab mit dem Taxi in das mir vertraute Backpacker-Hostel „Mamallena“

               

Noch einmal Panamakanal, nun mit French Cuisine und vielen Gesprächen

Anstelle das Deck zu schruppen, stehe ich diesmal am Ruder, während die SY „TIN HAO“ mit 6,5 Knoten durch den schönsten Teil des Gatun-Sees pflügt.

Kapitän und Eigner ist der Franzose Jack.

Zu Gast bei ihm bis Neukaledonien sind Lorenzo und Delfina, ein Pärchen aus Paris.

   

Ich komme am Mittwochabend an Bord und spüre, dass hier ein gut ausgewogenes Bordklima herrscht. Ich fühle mich sofort sehr wohl.

     

Der 4. Linehander ist Damian, ein Argentinier.

Lorenzo und Delfina haben ihn vor Monaten in Peru kennengelernt. Das argentinische Spanisch sei schwer zu verstehen, bereitet Lorenzo mich vor. Für mich ist das kein Problem, denn mein aktiver Wortschatz beläuft sich auf knapp 100 Vokabeln. Nur 14 davon enthalten ein „y“, „j“ oder ein „ll“, das bei den Argentiniern nicht wie ein zart gehauchtes „h“ oder sanftes „j“ tönt, sondern als energiegeladenes „dsch“ oder „sch“. Es wird mir kein Problem sein, diese 14 Wörter auf Argentinisch auch zu verstehen.

Mich hat man gefunden, weil man mein Zettelchen am schwarzen Brett gelesen hatte.

Am frühen Nachmittag legen wir in der Shelter-Bay-Marina ab und fahren in die 1 Stunde entfernte „Flate“, wo alle Segler hinbeordert werden, um den Adviser an Bord nehmen zu können.
         

Aus der Freiluft-Müllverbrennungsanlage wehen unangenehme Schwaden, manchmal auch in die Flate herüber.

   

Die Umweltverschmutzung aus dem festen Aggregatzustand in den gasförmigen bringen. Aus den Augen, aus dem Sinn! In Panama sehe ich das allerorten. Wer rundherum Meer hat, weiß nicht, warum er das anders machen sollte.

Wir eräugen 2 Schiffe, die wie wir die schwarzen Autoreifen ausgehängt haben. Mit denen gemeinsam werden wir uns im 3er-Päckchen schleusen lassen.
   

Der Adviser trifft pünktlich ein um 15 Uhr. Wir werden diesmal bei Tageslicht durch die 3 Gatun-Schleusen gehen. Jack lichtet den Anker:

Von hier sind es 2 oder 3 Seemeilen (3,5 – 5,5 km) bis zur 1. Schleuse.

           

Wir nehmen Kontakt mit den Linehandern eines der beiden anderen Schiffe aus. Es sind offensichtlich Leute aus Panama. Sie sind immer gut drauf. Der Skipper hat sie für die Fahrt durch den Kanal angeheuert.

Es beginnt wieder mit dem spannenden Zuwurf der Wurfleine und den Verbinden mit der Schlaufe unserer „Panama-Leine“. Hier im Bild ein vorbildlicher Knoten:

In Bild-Mitte unser Adviser, hinter ihm die weggedrehte Drehbrücke am Eintritt in die erste Gatun-Schleuse:

Wir sind wieder gemeinsam mit einem großen Schiff in der Schleusenkammer:

Mein Platz ist diesmal an der Bugleine. Damian unterstützt mich:

   

Die Tore schließen. Dann beginnt das Wasser zu steigen.

       

Das Dreierpäckchen wird aufgelöst:

Und wir fahren noch eine Meile in den See und machen dann an den beiden Bojen fest.

Schon in vorausgegangenen E-Mails, hat Lorenzo French Cuisine versprochen. Diese anzubieten, scheint ihm Freude zu machen. Es kommt mir vor, als pflege er damit seine ihm wohltuende Gewissheit, einer großen Nation anzugehören. Ich empfinde es als besondere Ehre, in dieser angenehmen Spielart des Nationalbewusstseins beschenkt zu werden. Der Adviser lässt sich abholen vom Pilotboot, noch ehe auf der „TIN HAO“ im Gatun-See das Abendessen beginnt.

Wir am Tisch sitzen und reden ausgiebig. Es wird hauptsächlich spanisch und französisch gesprochen. Ich bin keiner der beiden Sprachen mächtig. Es hat den Vorteil, dass ich meinen eigenen Gedanken nachgehen kann.

Nach 10 Minuten wird jeder nach seinem Wunsch gefragt, welchen Apperetiv er möchte. Ich entscheide mich für Rum und Jugo (sprich hugo), das ist Fruchtsaft. Dazu werden Kartoffelchips gereicht und nachgereicht. Ich sitze bei Lorenzo und Damian. Die beiden reden über Kuba und versuchen, herauszufinden, was wirkliche Freiheit ist. Sie reden freundlicherweise nun englisch. Das hat den Vorteil, dass ich mitreden kann. Damian stellt seine Auffassung in den Vordergrund: Bildung sei Voraussetzung für Freiheit. Ich weiß zu berichten, dass bei uns dies die Arbeiterbewegung des 19. Jahrhundert auch so erkannt gehabt, und sich folgerichtig und erfolgreich um die Bildung der Menschen in ihrer Bewegung gekümmert habe. Lorenzo hingegen weiß von Menschen in Kuba und Südamerika zu berichten, die zwar ungebildet seien, aber dennoch sehr glücklich und offenbar nicht unter Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit (wie wir sie sehen) leiden.

Nun wird der Hauptgang serviert: Zartes Karottengemüse mit kleinen Fleischstücken vom Rind, alles fein und sanft gewürzt. Vorzüglich! Mit Damian allein führe ich unser Gespräch weiter.

Es wird Käse gereicht. Und dann kommt schließlich der Tupfen auf das i:
   

Schokoladekuchen, von Delfina gebacken.

Es war alles zusammen ein wenig zuviel. Jedenfalls haben Jack und ich schlecht geschlafen, wie wir am nächsten Morgen einander bekennen. Jack erinnert sich an seinen spärlich gehabten Deutschunterricht: „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind“, rezitiert er. „Es ist der Vater mit seinem Kind“, sprechen wir im Chor. Dann wissen wir beide nicht mehr weiter. „Erlkönig“, fällt mir noch ein. Und dass Schiller, unser großer Freiheitsdichter, den deutschsprechenden Menschen ein kräftiger Impuls gewesen ist – „Freiheit, die ich meine „

Der neue Adviser ist schon an Bord als der neue Tag anbricht:

und ich wieder einmal durch den Gatun-See fahre.

                   

Es wird Lasagne geben zum Lunch:

Gegen Mittag haben wir die freiwillig gewählte Unfreiheit erreicht: Wir lassen uns in die erste pazifikseitige Schleuse „Pedro Miguel“ einsperren. Wir gehen diesmal längsseits an ein hölzernes Ausflugsboot und machen daran mit unseren Leinen fest.

       

Das Schleusentor geht auf. Wir sind im Milaflora-See:

Dann die zwei anderen „Locks“ (so nennt man hier die Schleusenkammern). Die beiden anderen Segelboote, mit denen wir am Vortag im 3er-Päckchen durch die drei Gatun-Schleusen aufgestiegen waren, steigen nun im 2er-Päckchen ab. Wir machen wieder am hölzernen Ausflugsboot fest.

       

Dann haben wir den Pazifik erreicht. Das leichtere Süßwasser, aus der Schleuse kommend, schiebt sich, über das schwere Salzwasser des Pazifiks. Eine sanfte Welle scheint mir darin ihre Ursache zu haben.

Lunch, Hafen Balboa, der Adviser geht von Bord, die Panamerican-Brücke.

         

 

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