Meine Zeit auf Tobago
von 17. Juli bis 23. August 2009 Teil 1

Wenn ich an die Zeit in Tobago denke, fällt mir ein, dass ich hier viele herzliche Begegnungen hatte, mit vielen praktisch nutzbaren Auswirkungen.

Schon im Hotel in Port of Spain auf Trinidad bin ich mit Markus und Guntram, zwei Touristen aus Deutschland ins Gespräch gekommen. Das war entscheidend und erleichternd, mich nach Tobago zu begeben. Die Herberge in Tobago, das „Candle in the wind....“http://www.candlesinthewind.8k.com ist mir von 4 Seiten empfohlen worden.

Die Attika, das ist das Massenlager unterm Dach, teilt Colin, der kameradschaftliche Amerikaner mit mir. Er zeigt mir, wie man hier öffentliche Taxis anheuert: Sich an den Straßenrand stellen und die Hand heben bei allem was wie ein PKW aussieht.

Tagsüber unternehme ich mit Rachel, der amerikanischen Studentin, Fahrten in die Landschaft und an den Strand. Unterm Dach des „Candles in the wind ...“ ist auch das weltreisende Paar aus Schweden beherbergt. Wir fahren alle 4 gemeinsam in den Regenwald.

In Charlotteville treffe ich auf Suren, den Maharaja. Von ihm lerne ich alle hiesigen Regeln für das Domino. Joe, der Fischer, fährt mich mit dem Motorboot hinaus und lässt mich die Küste und an die vorgelagerten Inseln vom Wasser aus erleben. Unvergesslich die beiden Pensionisten, die selbsternannten, freiwilligen Securities, wie sie unmerklich auf Ordnung und Anstand wachen am Strand und in den Gaststätten. Sie haben mir was vermittelt von einer grenzenlosen Loyalität zu ihrer Insel und zum friedfertigen Zusammenleben.

Für meine Zeit in Tobago gilt der Satz, den ich von Martin und Astrid im Weltreiseforum mit http://www.worldtrip.de/ aufgeschnappt habe und hier etwas abgewandelt wiedergebe:

Wenn du schnell reist, siehst du viel. Wenn du langsam unterwegs bist, hast du viele tiefgehende Begegnungen mit Menschen, mit Tieren, Pflanzen und Natur.

Wiedersehen mit Bushell. Akustische Umweltbelastungen

Mit Sack und Pack habe ich mich am Freitag, 17. Juli zum Fährhafen begeben. Mit dabei sind Markus und Guntram, zwei Gäste aus dem „Melbourne Inn“ in Port of Spain auf Trinidad.

In diesem Hotel hatte auch ich 7 Nächte meinen Schlafplatz gehabt – billig, sehr warm und laut. Die Lärmquellen befinden sich innerhalb und außerhalb des Hotels. Mein Zimmernachbar schläft hörbar bei laut laufendem Fernseher. Im 10-Minutenabstand lassen vorbeikommende Autofahrer mich teilhaben an der Voll-Leistung ihre Stereoanlage. Alle halbe Stunde heult, knurrt, piepst und jault irgendeine Warnanlage.

Von hier aus habe ich meine Ausflüge in die Downtown unternommen, in den Queens Park Savannah, die Fahrt ins Vogelreservat in den Caroni-Sümpfen, die Abendtour zu den übenden Steelpan-Spielern und meine Fahrt nach Arima.

Am Vorabend treffe ich auf Bushell. Er ist einer jener 4 Männer, die mich vor 10 Tagen in ihrem Auto durch den Regenwald hinauf zum neuen Radarturm gefahren hatten. Dann hat es den Umtrunk mit Rum und Fruchtsaft gegeben. Gestern setzen wir uns ein paar Straßen weiter zu erst einem, dann einem zweiten Bier zusammen. Diesmal gibt es einen Sitzplatz für uns auf dem Sockel eines Hauses. Er berichtet mir aus seiner Arbeit als Schweißer aller Metalle, auch über Kopf und mit Spiegel und von dem wenigen Geld, das er dafür bekommt.

Ein heruntergekommener Mann bettelt uns eine leere Bierflasche ab, nimmt sie, trinkt den letzten Tropfen aus und stellt sie wieder hin. Das ist Anlass, dass wir über die soziale Situation im Lande reden. Die vorbei schreitende Frauen und deren prächtige Hinterteile lassen uns auch dieses Thema nicht vergessen. Schließlich bekomme ich von Bushell die Gretchenfrage gestellt: Was ich von Jesus Christ halte, will er wissen. Meine Antwort war positiv genug ausgefallen. Da hat er mir die Hand hergehalten und ich habe sie genommen. Ehrlicherweise habe ich ein paar Relativierungen vorbringen müssen. Sie haben unseren Bund aber nicht wirklich in Frage gestellt.

  

  

Die Überfahrt dauert 3 Stunden. Wie überall in der Karibik – sehr laute Musik auch an Bord. Zeitweise flimmert ein dümmlich-grauslicher Film von den Monitoren. Ich beschließe nach draußen zu gehen.

bewegte Bilder: http://www.myvideo.at/watch/6843578

Die Fähre landet in Scarborough, der Hauptstadt von Tobago. Über Internet und Skype habe ich bei Andrew Leekit im „Candles ..... in the wind“, am westlichen Ende der Insel, eine preiswert erscheinende Unterkunft gefunden.

Meine beiden Reisebegleiter, Markus und Guntram wohnen gleich nebenan. Wenn die sehr laute Musik, aus der Bar eines anderen Nachbarhauses kommend, in den nächsten Tagen anhält, werde ich bald wieder ausgezogen sein.

Was da in der Karibik aus den Boxen an meine Trommelfelle hämmert, ist monoton lebloses elektronisches Schlagzeug. Stupid schlägt es von Anfang bis Ende durch. Dazu irgendwelche elektronische Instrumentalklänge und dann Menschenstimme. Sehr häufig der monotone Sprechgesang mit leicht weinerlicher Tonlage. Oder es ist ein schnelles, aufgeregtes Geschrei mehrer Stimmen. Von Reggae, Soca, Pop und Calypso reden die Leute. Oder ist das Rap? Einiger Nachhilfeunterricht täten dem Abbau meines Unverständnisses gut, vermute ich. Noch schmeckt mir das nicht.

 

Ankommen in Tobago, Eröffnung Heritage Festival, Badetag

Die Beschallung aus den Boxen des Nachbarhauses ist in den folgenden Tagen unterblieben – ich werde daher bleiben in Andrew’s „Candles ..... in the wind“ http://www.candlesinthewind.8k.com.

Es hat was vom Charme zwischen Alpenvereinshütte und Jugendherberge. Ich schlafe im Dachgeschoß in einem der zehn Betten. Das hintere Bett ist das meine, dazu mein Reisegepäck:

Vorläufig teile ich die Riesenfläche nur mit Colin, einem Amerikaner.

Gleich am ersten Abend spricht mich Colin an, ob ich mit ihm zur Eröffnung des Heritage Festivals kommen will. Colin macht Filmdokumente über die Entwicklung der Kultur in der Karibik, nach der „Emanzipation“. (Damit ist die Sklavenbefreiung gemeint). Selbstverständlich will ich. Colin weiß, wie man hier nachts zu einem billigen Sammel-Taxi kommt: An die Straße stellen und Hand ausstrecken. Wer ein Taxi sein will, bleibt stehen. Ziel angeben, Preis vereinbaren, einsteigen.

Auf Tobago feiert man jedes Jahr um diese Zeit 2 Wochen lang „Heritage“. http://www.tobagoheritagefestival.com. Hier geht es um das Kulturerbe, das die Nachkommen der Afrikaner hier aufgebaut haben. Ich sehe darin einen recht positiven Aspekt der Vergangenheitsbearbeitung und -pflege. Feste feiern schafft Gemeinschaft. Es macht Gegenwart und Zukunft.

Am Freitag ist Eröffnung. Hinterm Stadion ist ein Zelt mit Bühne aufgebaut. Wir sind früh da. Ich kann die Ankunft der Ehrengäste in ihren sehr schönen Festkleidern bewundern – sieht gut aus. Ich eile noch mal zur Kassa, um ein Programm zu erhaschen. Auf einmal Stille, alles erhebt sich. Ich komme aus dem Laufen gerade noch ins Stehen. Gespielt auf einer Steelpan erklingt die „Nationale“. Sehr gefühlvoll, gegen Schluss ein ergreifendes Anschwellen - auf Steelpans kommt das immer sehr schön heraus. Die letzten Takte werden stark langsamer und ein wenig leiser gespielt – ich verspüre darin eine gewisse Innigkeit. Es überrascht mich, denn ich empfinde die Musik in der Karibik meistens und vor allem sehr laut.

Dann läuft die Eröffnung weiter wie bei uns daheim: Es werden die Ehrengäste begrüßt, die aller ehrenvollsten kommen der Reihe nach zu Wort.

Frauen in prächtigem Gewand tänzeln vom Eingang hinten auf die Bühne vor. Dort gibt es dann ein wunderbar kraftvolles Tanzen.

  

              

Es tritt eine ältere Frau auf. Sie sieht aus wie eine tüchtige, der Tradition verbundene Köchin und Hausfrau. Sie redet, lobt und kritisiert – wie ich vermute – über Tobago, die Menschen, die Zustände in der Gesellschaft und in der Familie. Es schreiten auch mal zwei Männer ein.

Und dann immer wieder Tanz. Die Menschen hier haben einen starken Dialekt. Selbst der Amerikaner Colin sagt, er habe kaum ein Wort verstanden.

Markus und Guntram, die beiden deutschen Urlauber, die ich seit dem Hotel in Port of Spain kenne, wohnen im Nachbarhaus. Wir mieten uns gemeinsam ein Auto und fahren an den Strand nach Castara im Nordwesten.

 

 

Frisbee, schwimmen, , relaxen, fotografieren. Auf der Heimfahrt bekommen wir in Moriah noch was mit vom „Ole Time Tobago Wedding“ – wie eine Hochzeit in früheren Zeiten aussah. Es ist eine Heritage-Festival-Veranstaltung.

 

Sunday School

Gestern Abend schlägt Colin vor, nach Buccon zu fahren, zur Sunday School. Ich schlage ein. Colin kennt Sonntagsschule aus seiner Kindheit anders als was hier unter diesem Titel geboten wird: Es spielt eine Steelpan-Gruppe. Dazu wird getanzt. Ich versuche es auch ein wenig. Sie spielen originale Musik aus Tobago, dann wieder Bearbeitungen europäischer Beststeller, etwa das Halleluja von Händel.

 

Es war ein recht bewegtes Ankommen auf Tobago.

 

Tobago bei Nacht, Lärm im Schlafsaal, am Strand und im Belle Garden. Englisch-Stunden mit Rachel. Rachel im AT

Colin, der Fotoreporter aus USA ist ausgezogen. Doch ich bin nicht alleine im großen Schlafsaal. Weil alle ihre Freundinnen abgereist sind, hat die Sozialwissenschafts-Studentin aus Kanada das Zimmer im Obergeschoß verlassen und teilt eine Nacht lang mit mir das Dachgeschoß, eines der anderen, preiswerteren zehn Betten belegend.

Der Belegung von zwei Menschen hat ihre Bettstatt nicht standgehalten und das sie ist bald nach Mitternacht laut durchgekracht. Ich bin gottseidank leider wieder nicht tätiger, sondern nur hörender Zeuge gewesen. Jedenfalls ab dem Zeitpunkt des Durchkrachens habe ich alles gehört. Hörbar war, dass es jemand Dritten im Saale gab. Nach zehn Minuten habe ich mir dann, aus Rücksicht auf uns alle Drei, die Ohrstöpsel eingesetzt. Die Studentin ist am nächsten Tag ausgezogen. Sie hat in einem nahen Gästehaus eine Bleibe mit stabileren Voraussetzungen für das Studium hiesiger Sozialstrukturen gefunden.

Am Strand von Crown Point, an der Nordwestspitze von Tobago, werde ich mit Rachel bekannt, Studentin aus USA. Obgleich auch sie so gut wie nichts versteht, wenn die Leute hier ihr bodenständiges Englisch reden, hat Rachel doch keine Mühe, sobald man in gutem Englisch mit ihr spricht.

Ich hingegen bin immer noch darauf angewiesen, dass man langsam und deutlich mit mir spricht. Bei schwierigen Inhalten bin ich sehr der Geduld des Gesprächspartners ausgeliefert. Aber ich übe fleißig Vokabel. Die Rede des Obama in Kairo an die Welt des Islams habe ich bereits zur Hälfte übersetzt. Ich versuche seine Worte zu deklamieren, leise im Taxi-Bus, laut in meinem einsamen Massenquartier. Wenn man schon Sprachen lernen will, sollte man sich gute Texte dazu aussuchen. Und diese Rede finde ich wirklich gut, wer immer sie ihm geschrieben hat. Ich lese auch manchmal Zeitung. Auch das ist eine Realität: Über jeden der 6 Morde wöchentlich wird 5 Tage lang geschrieben. Bei sechsmaligem Erscheinen pro Woche sind das 5 Morde je Ausgabe.

  

  

  

Nahe der Badebucht von Crown Point wird Heritage Festival mit „Seilziehen“ gefeiert:

 

Die Synergien mit Rachel liegen klar auf der Hand: Sie verhandelt mit dem Taxifahrer, spricht mit den Menschen auf der Straße, lehrt mich Englisch. Ich habe die Ideen, wohin wir fahren könnten, manchmal bezahle ich alleine das Taxi oder einen gemeinsamen Imbiss.
Gegen Druckfehler vermögen auch Native-Speakers nichts auszurichten. Rachel und ich treffen uns, wie vereinbart, um 06 a.m. bei der Bushaltestelle. Nur der Taxifahrer hält seine Vereinbarung nicht ein. Um 06:15 stoppen wir ein anderes Taxi. Wir sind schon spät dran, denn um 07 a.m. - laut Prospekt - beginnt im 30 km entfernten Belle Garden der Umzug der ortsansässigen Rhythmusgruppe, eine Veranstaltung im Rahmen des großen Heritage-Festivals. Wir sind die einzigen Gäste am Platz. Jemand ruft für uns beim Veranstalter an. Ja, vor drei Jahren habe das um 07 in der Früh begonnen, so wie es im gedruckten Programm von 2009 zu lesen ist. Aus Rundfunk und Zeitung wüssten alle Leute den richtigen Zeitpunkt: 04 p.m.

Nach dieser Botschaft begeben wir uns erst mal ans Frühstück.

Wir beschließen, die drei Wasserfälle nahe Roxborough aufzusuchen.

Die Straße führt an der Westward Coast, der windseitigen Küste entlang. Wir wandern an Häusern vorbei, blicken in schöne Buchten hinunter.

  

Der Ostpassat weht riesige Wellen heran.

Mich locken die gewaltigen Brecher, mich an ihnen zu messen.

Auf der anderen Straßenseite arbeitet ein Trupp von Gärtnerinnen an einer Grabstätte:

Es hat auch eine Phase des aktiven Gärtnerns gegeben. Doch um sie fotografieren zu können, ist sie zu kurz gewesen. Jedenfalls bin ich zu spät gekommen. Ich bin selbst Ruheständler. Sich Zeiten der Muße auch schon vor Zeit des Ruhestandes zu gönnen – das können die Menschen hier wirklich gut.

Kein Name am Grab, aber eine Telefonnummer. Wer wird sich da wohl melden? Rachel ruft an. Ob der Gerufene tot ist oder nicht – wir haben es nicht erfahren, denn er hat sich nicht gemeldet.

Am Weg zu den Wasserfällen reden wir über die schöne, jedoch kinderarme Rachel im Alten Testament. Wir haben unseren Spaß daran, dass deren Vater Laban dem Jakob erst mal die hässlichere, in späterer Folge recht fruchtbare Schwester Lea untergeschoben hat. Weil mit dem Licht damals noch gespart werden musste, hat Jakob die Bescherung erst am Morgen entdeckt. Dass zuvor der Jakob seinem Bruder Esau das Recht des Erstgeborenen betrügerisch abgekauft hat, mit Hilfe des berühmten Linsengerichtes, ist ein Witz in der Geschichte dieses Geschichtsbuches. Die Rachel hat er Jakob dann doch auch noch gekriegt, samt allen ihren, etwas fruchtbareren Hauptmägden, die zugleich deren Halbschwestern gewesen sind. Das waren noch Zeiten!

Ein paar "Unregelmäßigkeiten" gab es dann noch, als Jakob wieder in sein sein Heimattdorf zurückkehrt: Mit einem Trick luchst er seinem Onkel und Schwiegervater Laban ziemlich die ganze Schafherde ab. Die Rachel lässt bei der heimlich-flotten Abreise den Hausgott ihres Vaters mitgehen. Man dürfe wegen dieser Schurkenstreiche nicht gleich die ganze Bibel in Frage stellen, sind wir uns einig.

Diese interessante Lebensweise aus dem Alten Testament - das mit den mehreren Frauen - haben spätere Strategen abzuschaffen gewusst. Dass die Menschen sich das Paradies auf Erden selber schaffen, dazu sind Priester und Pastoren schließlich nicht angetreten! Das wäre ja noch schöner! Die Geschichte von den 10 Verheißungen, die ein paar Seiten nach der Geschichte von Jakob und all den Schurkereien zu lesen ist, ist später fälschlich als die 10 Gebote übersetzt und in diesem Sinne strategisch günstig verordnet worden. ("du sollst" - und das mit erhobenem Zeigefinger, anstelle des liebevoll-verheißenden, befreienden "du wirst"). Und überhaupt: Wer weiß, von wo der Moses die zwei Tafeln hergeholt hat! Jedenfalls liegt deren Herkunft sehr im Nebel.

War das eine intensive Englisch-Stunde!

 

Die 3 Wasserfälle bei Roxborough. Aktives Baden an der Windward-Küste. Aktiv in der Rhythmusgruppe

Es ist Mittwoch, noch früh am Morgen. Ich bin mit Rachel unterwegs zu den 3 Wasserfällen – unser Alternativprogramm, nachdem wir für den Umzug der Rhythmusgruppe um 9 Stunden zu früh dran sind. Kurz vor Roxborough geht es nach links ab in das Naturschutzgebiet mit den Wasserfällen.

                 

 

        

               

Die Führerin zeigt uns die Coca-Bäume, auf deutsch Kaukau-Bäume, neben der Straße. Rachel pflückt eine gelb-orange reife Frucht. Sie hat die Form einer mittelgroßen Gurke. Aufgebrochen zeigen sich uns weiße Bohnen, Gurkenkernen ähnlich im Kreis angeordnet, aber viel größer als Gurkenkerne. Das Weiße ist eine weiche, süße Masse. Der Kern hingegen schmeckt bitter, sei aber sehr gesund, sagt Alesson, die Führerin.

Sie zeigt uns die verschiedenen Bäume und Pflanzen am Weg: Gummibäume, Mahagoni, Seiden-Baumwolle.

              

Ein Alligator sonnt sich auf einer Schotterbank.

Eine Mimosen-Art zeigt uns, wie sie bei Berührung sich zurückzieht. Die sprichwörtliche Aussage „empfindlich wie eine Mimose“ habe ich oftmals schon gesprochen, berührt habe ich diese Pflanze nun erstmals im Leben.

                             

Und dann stehen wir vor der schönen Kaskade der 3 Wasserfälle. Im Reiseführer wird Rückenmassage durch das herab fallende Wasser in Aussicht gestellt. Das wird natürlich ausprobiert. Auch das Springen vom Felsen in den Tümpel.

Alesson erzählt, dass sie diese Führungen schon 19 Jahre – und immer noch gerne macht. Es sei so schön hier in der Natur.

         

 

Ja, ein Geschenk, die Natur zu haben und ihre Schönheit wahrnehmen zu können, pflichte ich bei. Alesson hebt ihre Arme nach oben: „Halleluja, thank you my Lord“, ruft und tanzt sie. Dann singt sie und bald können wir es alle drei:

God isn't dead, he is still alive.
God isn't dead, he is still alive.
God isn't dead, he is still alive.
I can feel him in my heart.
I can feel him in my soul.
I can feel him all over me.

Ich werde einmal mehr berührt davon, wie locker, fröhlich, ernsthaft und unverblümt die Menschen hier ihr religiöses Bekenntnis leben. Und so, als ob es ganz und gar nicht selbstverständlich wäre, dass Gott wirklich lebt.

So kommt auch ihr nächstes Lied bei mir an:

... my father
An empty grave is there
to probe my savior's life.
Because he lives I can face tomorrow.
Because he lives all fear is gone.
Because I know he holds the future.
And life is worth living just because he lives.

 Alesson`s Lied: http://www.myvideo.at/watch/6748908

 

 

An der nach Südost gerichteten Windward-Küste rollen hohe Antlantikwellen an den weißen Sandstrand.

 

Hier wird gebadet und eine Flasche süßen „5-Finger-Weines“ geleert:

              

eine Kokosnuss mittels Steinwurf von der Palme herunter geholt, aufgestochen und ausgetrunken:

 

         

Es war wirklich nicht leicht, jene Stelle in Belle Garden aufzuspüren, wo die „Procession“ starten wird. An einem der Verkaufsstände in einer Nebenstraße zeigt es sich, dass wir endlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, denn nach und nach kommen alle Spieler daher: Viele mit ganz dicken Bambusstöcken. Damit wird auf den Boden gebumst. Manche haben dazu einen kleineren Stab. Damit erzeugen sie heller klingende Töne am dicken Stock. Ein paar kleine Trommeln sind da, eine Rasselkugel, ein Schellenring, die ganz große Trommel ist ein Kunststofffass, zwei Spieler schlagen auf Metallteile, eine Spielerin hat eine Glasflasche plus harten Stift.

Auch Rachel nimmt eine Schnapsflasche plus Kugelschreiber. Ich zücke meine Plastikflasche – da drückt mir eine Spielerin 2 kurze Bambusstäbe in die Hand – und schon geht’s los, in kleinen Schritten.

  

 

Eine der Frauen lädt uns 2 Spontanmusiker ausdrücklich zum anschließend Imbiss für alle Musiker ein.

In einer Tischlerwerkstätte wird Huhn mit Reis ausgeteilt.

Ich freue mich sehr darüber und beglückwünsche mich, dass wir den Umzug, allen Hindernissen zum Trotz, doch noch aufgespürt haben.

Wenn ich mit Rachel unterwegs bin, werde ich regelmäßig gefragt, ob ich ihr Vater sei. Andere ziehen die Frage von der anderen Seite auf und wollen wissen, ob ich ihr Husband wäre. Diese Frage kommt meist von reiferen Frauen, aber auch von Männern. Für jüngere Männer stellt sich diese Frage offenbar nicht. Ganz rasch sind sie mit Rachel im Gespräch, es kann auch umgekehrt laufen, so genau kriege ich das gar nicht mit.

Der mit der großen Trommel hat schon beim Imbiss viel mit ihr zu reden. Er weiß eine feine Bar in seinem nahen Dorf, sagt er. Landen in seinem Auto tun wir in seinem Haus. Als erstes schaltet er gleich mal die Stereo-Anlage ein. Er spielt CD-Aufnahmen von seiner eigenen, gediegenen Rhythmusgruppe. Das ist gute Musik, empfinde ich. Wir tanzen und trommeln dazu.

      

  

    

Für die Bar ist es zu spät – oder war das schon die Bar, die der Trommler gemeint hat? Er hat immerhin eine große Flasche selbst zubereiten Likörs aus Kokosmilch, Ananassaft und Rum an uns und sich verschenkt.

Es ist Zeit zum letzten Event des Tages aufzubrechen: In Belle Garden wird „Papa Bower’s Will“ aufgeführt, ein köstlicher Schwank um das Be-erben des verstorbenen Hausherrn eines Gutes in Belle Garden.

Nachdem alle geerbt haben und das Spiel zu Ende ist, legen Steelpan-Spieler los. Diese Gruppe hat einen sehr bewegten Dirigenten.

  

Und der Zunder, mit dem die spielen, übertrifft alles bisher Gehörte!

bewegte Bilder: http://www.myvideo.at/watch/6843610

 

Ein Nachmittag im Naturschutzgebiet Pigeon Point

In aller Gemächlichkeit, ganz in meinem Tempo und zu meiner Zeit wandere ich an die Westspitze von Tobago. Am Hinweg lasse ich den Fotoapparat bewusst in der Tasche. Ihm dienen würde mich wegholen von hier, hin zu künftig sichtbaren Spuren meines Hierseins. Da bleibe ich mal lieber gleich bei mir. Die Spurensicherung läuft mir nicht davon.

Ich genieße das freundliche Lächeln der Frau, die mir die Eintrittskarte verkauft, und das Lachen ihrer Kollegin, die mir Fußgänger den Schranken noch mal öffnet, den sie hinter einem Auto soeben geschlossen hat. „Enjoy your day!“, wünschen wir uns gegenseitig.

Links von mir das wenig bewegte Meer, über mir die Palmenschöpfe, vor mir kleine, überdachte Pavillons, teils leer, teils besetzt von Familien. Ich erreiche jene Stelle, wo die flache Sandküste einen engen Bogen von Süd nach Ost macht. Hier finde ich einen Tisch samt Bank – und schaue. Wassermopeds pflügen durchs Meer, Kite-Surfer gleiten. Beim Wenden springen sie hoch in die Luft. Weiter im Süden liegt ein Segler vor Anker. Ich lutsche an den Kernen einer Frucht mit grüner Schale. Die Schale will an einer Stelle aufgebrochen werden, dann kann ich den Kern heraus flutschen lassen. Diesen Kern umgibt eine geleeartige, süß-säuerliche Masse. Auf die bin ich scharf. Ich tauche ein ins warme Meer. Ins Tagebuch gibt es wieder einiges zu schreiben.

Nun will auch der Fotoapparat eingeschaltet werden. Den Drehknopf stelle ich auf Landschaft. Dann halte ich ihn in die Richtung, wo ich was Schönes sehe und drücke ab. Nichts mehr vom Lichtwert messen, Blende einstellen, Zeit einstellen, Filmempfindlichkeit bedenken – das war einmal. Viel Aufmerksamkeit beansprucht eine Digitalkamera, so wie ich sie anwende wirklich nicht. Und anschauen kann ich mir auch gleich alles. Was wirklich nichts geworden ist, lösche ich gleich.

Hier ein paar Bilder, die ich nicht gelöscht habe:

 

           

 

           

   

         

noch mehr davon in der Fotogalerie

 

Schnorcheln, in Charlotteville

Rachel hat den Vorschlag, ins nahe „No man’s Land“ zum Schnorcheln zu fahren. Ich bin dabei, aber vorher: Der Bart muss ab, wenn Mann schnorcheln will. Sonst läuft die Maske ganz schnell mit Wasser voll. Auch die Haare an der Oberlippe hätte ich lassen sollen – beim nächsten mal dann.

Der Friseur weiß den besten Schnorchelplatz der Insel, nämlich in Speyside, ganz am anderen Ende der Insel. Rachel ist begeistert davon. Diesmal fahren wir mit dem Linienbus. Der ist unglaublich billig: Nach Scarborough, der Hauptstadt sind es etwa 15 km um 2 TTD, das sind etwa 25 Euro-Cent. Wir haben Glück, es wird gleich einer fahren.

In Scarborough lässt das Glück etwas aus. Entgegen anderer Vermutungen fährt der Bus erst um 13 Uhr. Wir nützen die Zeit zu einem Drink und Billardspiel. Ein Freund von Rachel weiß den allerbesten Schnorchelplatz: Charlotteville, auf der gleichen Strecke, bloß ein wenig weiter. Die Fahrt dorthin dauert schließlich fast 2 Stunden. Ein kleiner Imbiss tut gut. Dann eine halbe Stunde Fußweg zur Schnorchelbucht. Wir haben Zeit zu zwei ausgedehnten Schnorchel-Gängen. Die Unterwasserwelt ist belebt von vielen Fischen, teils bunt und groß, teils klein und in Schwärmen.

Ich schieße fleißig Bilder. Dass die Speicherkarte wider Erwarten längst voll ist, das ist unter Wasser leider nicht zu hören. Ich merke es nachher. Wie auch immer – es wird nicht mein letztes Schnorcheln gewesen sein.

 

Es locken die Korallenbänke vor Slyside. Sie sind nur mit einem Boot erreichbar. Das letzte fährt um 13 Uhr raus. Da werde ich etwas früher aufstehen und zudem Geld in die Hand nehmen müssen.

Am Rückweg lösche ich ein paar sichtlich schwache Bilder. Das gibt Speicherplatz für die Bucht von Charlotteville und von zwei Männern, die für die Vorführung früherer Handwerkspraxis üben.

  

Wir hätten genug Zeit gehabt, den Bus um 19 Uhr zu erreichen. Doch entgegen der Vermutung Einheimischer ist der erst kurz vor 20 Uhr gefahren.

Schnorcheln, in Charlotteville

Ich werde am Montag, dem 24. August am Vormittag mit Sack und Pack nach Chaguaramas auf Trinidad in die Peake-Marina zu Bernds Schiff eintreffen. Alles, was ich in Venezuela nicht benötige, darf ich auf der Orexis lassen. Dann melde ich mich bei der Immigration. Von denen habe ich mündlich eine völlig unübliche Genehmigung erhalten, ohne Rückfahrt-Fahrschein im Lande zu bleiben. Aber ich musste versprechen, 2 Tage vor meiner Ausreise – wo immer ich in T&T sie antrete, in genau diesem Immigration-Büro mich zu melden, wo ich diese Ausnahme erhalten habe.

Am Mittwoch, dem 26. August fahre ich mit der Fähre nach Venezuela. 2 Wochen später, also am Mittwoch, dem 09. September komme ich zurück. Ich werde dann sogleich auf der Orexis einziehen und zur Mithilfe an den Vorbereitungen an Bord verfügbar sein.

Obgleich ich es genieße, hier auf T&T zu sein, freue mich schon sehr darauf, in absehbarer Zeit wieder am Schiff zu sein, mit der Aussicht, ein wenig später mich endlich wieder westwärts zu bewegen!

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