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Die Geschichte vom Passat

Die Schäfchen groß und klein weiden in deutlich höheren Ebenen der Atmosphäre als die dicken Wolkenhaufen. Und – ich habe es genau geprüft – die Schäfchen ziehen von West nach Ost! Die tiefen Wolken sind Teile des so berühmten Passats. Der weht ja bekanntlich immer von Ost nach West. Ein wenig weht der Passat auch zum Äquator hin. Denn dort möchte die Luft eigentlich hin. Hier ist die Sonne am stärksten (weil senkrecht und recht ungetrübt). Die erwärmte Luft steigt hier (in der äquatorialen Tiefdruckrinne) auf und zieht in Bodennähe kältere aus Nord und Süd nach. Daher bei uns auf der nördlichen Halbkugel der Nordostpassat. Südlich des Äquators gibt es den Südostpassat. (Das mit dem Äquator darf man nicht ganz genau nehmen, wechselt die Sonne doch im Jahreslauf innerhalb der Wendekreise ihren Höchststand. In Landnähe oder gar am Festland sieht das sowieso anders aus). Die Schäfchen und die „Wetterwurzen“ sind, wenn ich es richtig verstehe, was ich bisher in Büchern und im Internet gelesen habe, Teile des Antipassats. Das ist jene Luft, die in Äquatornähe sehr hoch hinauf gestiegen ist und nun polwärts abfließt.

Und nun kommt was ganz Faszinierendes: Die Erde dreht bekanntlich von West nach Ost. Alle Gestirne des Himmels gehen daher im Osten auf und drehen nach West. Die Umfangsgeschwindigkeit der Erde und der dort aufsteigenden Luft ist am Äquator am höchsten. Die mit dieser Geschwindigkeit von West nach Ost drehende Luft beginnt, sobald sie aufgestiegen ist, sich polwärts zu bewegen. Wo soll sie denn sonst hin? Unser Schiff befindet sich auf etwa 15 Grad Nord. Hier ist der Erdumfang schon etwas kleiner als am Äquator. Die Erdoberfläche dreht entsprechend langsamer, die Luft und die Wolken im Antipassat aber sind noch immer fast so schnell wie sie vom Äquator daherkommen. Daher ziehen sie, relativ von unserem Boot aus gesehen, von West nach Ost.

Die Luft des Antipassats wird da oben nach und nach kälter. Irgendwann ist es so weit, dass die kalte Luft infolge ihrer Schwere herab kommt. Abgesehen davon wird polwärts der Raum immer weniger, sodass allein deshalb Luft nach unten muss. Das ist im subtropischen Hochdruckgürtel, den so genannten Rossbreiten oder Kalmen der Fall. In Bodennähe beteiligt sich ein Großteil dieser Luft am Passat. Am Äquator herrscht in Bodennähe gewissermaßen Luftmangel, daher saugt dieser Bereich Luftmassen aus Nord und Süd an. Nun passiert Ähnliches, jedoch mit umgekehrten Vorzeichen, was mit dem Antipassat passiert ist. Die Luftmassen aus polnäheren Breiten drehen sich mit der hier langsameren Erdoberfläche auch langsamer von West nach Ost als die äquatornähere Erdoberfläche. Daher kommt ihr, auf ihrem Weg zum Äquator hin, die Erdoberfläche mehr und mehr aus West entgegen – und das bedeutet Wind aus Ost, der Ostpassat.

Passat und Antipassat sind so was wie eine erdoberflächen-parallele, also waagrechte, zudem etwa äquatorparallele ovale Walze, hunderte Kilometer tief und rund 10 Kilometer hoch.

Alles klar?

Dieses Ablenken infolge unterschiedlicher Umfangsgeschwindigkeiten der Erdoberfläche an unterschiedlichen geografischen Breiten ist übrigens unter dem Namen Coriolis-Kraft bekannt. Sie wird gerne so kompliziert erklärt, dass man sich nicht auskennt. Ich hoffe, das kann man von meiner Darstellung nicht sagen.

Wenn doch, dann schlag nach auf  http://www.m-forkel.de. Von dort habe ich mir mal einiges von meinen Weisheiten heruntergeladen. Der junge Mann, der das vor einigen Jahren geschrieben hat, hatte in der Mittelschule gelitten darunter, dass sich sein Geografielehrer mit dem Wetter offenbar schwer getan hat. Daraus ist ein – m.E. sehr verständliches - Konvolut geworden.

Hier noch eine Erscheinung, die mich fasziniert: Das Vermischen von warmer und kalter Luft passiert in den europäischen Breiten interessanterweise nicht mit horizontalen Luftwalzen, sondern mit senkrechten. Dort wo kalte Polarluft und die warme Äquatorluft sich mischen, entstehen nun Walzen mit senkrechten Achsen. Das sind die Tiefs oder Zyklonen, so zwischen Island und den Azoren (am subtropischen Hochdruckgürtel). Die machen unser europäisches, wechselhaftes Wetter aus. Die Zyklonen haben auf der nördlichen Halbkugel einen Drehsinn dem Uhrzeiger entgegen. Das macht die Corioliskraft so – von Süden kommend weht die Luft aus West (aus dem Antipassat stammend), die von Norden weht aus Ost. Also dreht es die Walze gegen den Uhrzeiger. Zwischen mehreren Tiefs (bei uns gegen den Uhrzeigersinn drehend) werden die Zwischenhochs (im Uhrzeigersinn, daher Antizyklonen) herumgewuzelt. Manchmal drücken kalte Luftmassen aus Neufundland bis Island besonders gewaltig nach Süden. Dann kann das, sommers über den Azoren geparkte Azorenhoch (subtropischer Hochdruckgürtel) über uns kommen. Es kann uns stabiles Schönwetter schenken. Das Zyklonengetümmel über dem Nordatlantik zieht nach ost. Über dem Festland werden sie von der strukturierten Erdoberfläche, dem Bewuchs und den Windrädern eingebremst und sterben irgendwo in Russland und Ukraine.

 

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