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Vanuatu 3
vom 30. Juli bis 15. September 2011

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Vanuatu feiert 31 Jahre Unabhängigkeit

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Im Unity Park ist schon seit Tagen immer was los. Im Pavillon wird Musik gemacht und getanzt.



MVI 5304r

Auf der Wiese lagern Gruppen. Ich vermute, dass es auch Sportliches gegeben hat. Gesehen habe ich es nicht, denn ich habe mich am frühen Vormittag des 30. Juli zur Tankstelle begeben, von wo die Autobusse in den Norden abfahren. Weil Feiertag ist, fährt heute kein Autobus. Das ist wie bei den Wiener Verkehrsbetrieben an jedem 1. Mai: Wenn nicht gearbeitet wird, wird auch nicht gefahren.

Ein freundlicher Mann entdeckt für mich einen LKW samt Fahrer. Ich darf um 1000 Vatu mitkommen ins etwa 50 km ferne „Lonnoc Beach Bungalow Resort" und bekomme einen Bungalow.

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In NZ würde man „Hüttchen“ dazu sagen. Sehr schlicht, aber hübsch und sauber.

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Ich drehe mit dem Kajak eine ausgedehnte Runde durch die Bucht.

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Nach einer Nacht im Resort übersiedle ich ins „Little Paradise“ vom Tassius in Port Olry.

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Da wartet der Thomas schon auf mich. Seine Website http://www.vanuatu-earth-care.webs.com/ kenne ich bereits. Er ist dabei, eine Organisation zu gründen, eine NGO zum Schutz der Umwelt, bzw. zum Schutz der Menschen in Vanuatu vor der Umwelt, dem Klimawandel, Tsunami, Hurrikan und anderer Ungunst. Er will den Bau von Bungalows für den Ökotourismus anleiern. Auch an Volontäre denkt er. Er möchte sein Projekt auch in Europa vorstellen. Was er dringend braucht und sucht, sind „Donations“ und Sponsoren.

Ich bin nicht sicher, ob ich sein Projekt für förderungswürdig halten soll. Das Umweltbewusstsein in seinem Dorf hat noch nicht jenen niedrigen Stand erreicht, der die Bewohner veranlassen würde, zumindest ihre eigenen Straßen und Plätze einigermaßen sauber und brauchbar zu gestalten. Viele der arbeitsfähigen Männer haben keine Erwerbsarbeit. Sie sitzen herum im Dorf, relaxen und fühlen sich wohl dabei – wie ich vermute. Die Straßenränder und die Plätze jedenfalls sind mit Plastikabfall übersät. Es stört niemanden der Relaxenden so arg, um da mal was wegzuräumen. Das ist ihr Lebensstil und es grundsätzlich in Ordnung, wenn ihnen das so gefällt. Wir in Mitteleuropa leiden unter zu hoher Betriebsamkeit. Wir jagen dem Geld nach, wie besessen. Wir könnten von dieser Ruhe, die diese Menschen pflegen, einiges lernen. Und nun erwartet der Thomas, dass wir dem Geld noch mehr nachjagen sollen, damit wir den Vanuatuern davon auch was geben können, damit die weiterhin so relaxen können, wie wir nur einen Bruchteil davon bitter nötig hätten.

Das ist mir nach dem Gespräch mit ihm so durch den Kopf gegangen. Was soll ich ihm sagen, wenn ich ihn in ein paar Tagen wieder treffe? Gibt es einen Rat, der ihm wirklich hilft, frage ich mich.

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Mit „Bon jour“ werde ich gut verstanden in Port Olry. Noch ein paar Grußformeln und dann bin ich leider am Ende mit meinem Französisch. Traditionell wird hier in der Schule Französisch unterrichtet. Englisch wird kaum verstanden. Das hat mit der Entstehungsgeschichte des Dorfes zu tun.

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Port Olry, im nördlicheren Teil der Insel Espiritu Santo, ist ab 1887 rund um eine katholische Missionsstation entstanden. Ich nehme an, dass die Missionare aus Frankreich gekommen sind. Inzwischen leben hier etwa 3000 frankophone Katholiken. Die katholische Kirche scheint auch heute noch für Vieles im Dorf zuständig zu sein. Das Dieselaggregat zum Strom machen hat die Kirche angeschafft, erfahre ich von Thomas, dem Umweltschützer. Anstelle mit Diesel wird auch hier mit Kokosnussöl gefahren, das man sich im Dorf selber machen kann. Das Aggregat läuft an Wochentagen von 18 bis 21 Uhr. Dann geht das Licht aus. In der Früh von 6 bis 9 Uhr wird wieder Strom gemacht. Auch die Wasserversorgung ist in den Händen der Kirche. Im Moment läuft sie nicht. Thomas sucht meinen Rat. Daher bekomme ich bei einer Führung einen kleinen Einblick in die Infrastruktur.

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Die Schule

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Der Sportplatz

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Das Leben geht weiter

Am nächsten Tage weckt mich ein merkwürdiger Gesang. Es klingt nach Kindern oder Frauen. Pausenlos, es schwellen Stärke und Höhe an und ab. Tarcisius, mein Gastgeber, klärt mich auf: Gestern ist ein Mann gestorben. Nun kommen die Frauen des Dorfes und weinen laut im Haus beim Aufgebahrten.

Im Vorbeigehen lausche ich aus der Nähe. Ich erkenne, warum das Heulen einem Singen ähnelt. Nicht alle der Frauen weinen spontan, weil sie vom Schmerz so bewegt sind. Da wird hörbar „nachgeschoben“. Ich verstehe das gut und keinesfalls abwertend. Es ist wohl der Brauch, den Verstorbenen weinend zu ehren. Wessen Stimme vom tiefen Schmerz getragen wird, weint bitterlich. Wessen Anliegen es ist, den Verstorbenen zu ehren, wer den Hinterbliebenen sein Mitgefühl mitteilen will oder auch sich selbst was Gutes tun will, die weint willentlich mit. Das ist dieser „nachschiebende“, an- und abschwellende Weingesang, den ich zu hören bekomme. So meine Interpretation.

Ich muss an unsere schönen Reden am offenen Grab denken. Nirgends wird so viel gelogen, als an den offenen Gräbern, hatte mein Onkel gemeint und angeordent, dass da keiner was sagt, wenn er gestorben ist. Ich denke, das Schöne wird noch schöner gemacht, das weniger Schöne wird weggelassen. Nichts Böses über die Toten – das scheint den Lebenden gut zu tun. Von mir aus kann jeder sagen, was ihm ein Anliegen ist, wenn es in die Grube geht mit mir.

Silverio betreibt das einzige Restaurant in Port Olry. Während seine Mutter mich bekocht und nachdem er den Drink für mich bereitet hat, sitzt er bei mir. Ich frage ihn um die näheren Umstände des gestrigen Todesfalles. Der Mann habe ein Volleyballspiel gepfiffen, erfahre ich. Als es vorbei war – Schmerz in der Brust, hingesetzt und vorbei war’s mit ihm. „Wie alt? Verheiratet? Kinder?”, frage ich. „40 years, no married, no children, no memory, finished“, achselzuckt Silverio. In Port Olry sterbe alle ein, zwei Monate ein Bewohner, und Babys gibt es 20 im Monat, fügt Silverio hinzu.

Ich verstehe – kein Strom ab 21 Uhr, kein Licht, kein Fernsehen. Schlusspfiff. Das Spiel geht weiter und die Lust am Leben lebt.

Die Küche in meinem Bungalow teile ich mir mit Felix aus Deutschland, hier im Nachbar-Bungalow untergebracht

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Auch die Nassräume gehören uns beiden

Bemerkenswert ist die Aufhängung der Klopapierrolle

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Erstmals in meinem Leben begegnet mir eine echte Waschmuschel

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Mit dem Cargo Schiff zu den Inseln im Norden von Vanuatu

Die Abfahrt ist neuerlich verschoben worden – auf kommenden Montag. Man wartet mit der Abfahrt so lange zu, bis das Schiff einigermaßen voll ist. Inzwischen startet die Mühle noch einmal durch. Es geht bis in den frühen Morgen. Dann ist für mich die Mühle endgültig zu. Ein Fläschchen Kokosöl fürs morgendliche Spiegelei wird mich noch eine Zeitlang begleiten.

Am Abend vorher hatte ich meine 3 Boys – Paul, Dick und Chris – zum Abendessen eingeladen. Es war mir ein Bedürfnis, ihnen damit meine Wertschätzung zu zeigen. Es ergab sich auch Gelegenheit zu Gesprächen über verschiedene Maßnahmen und Vorkehrungen, um Störungen im Vorfeld zu vermeiden und im Störungsfall entstehende Betriebspausen zu kürzen.

Am Sonntag bin ich wieder auf Oyster Island gewesen. Es gab eine Flottille von 20 Booten am Weg nach Neukaledonien und zurück nach NZ. Dort bin ich schon gewesen, ist also nichts für mich. Ich besuche mit dem Kajak noch 3 weitere Boote und erkenne, dass niemand wartet auf mich.

Auf der Terrasse spricht mich der Adrian an. Er ist mit Freundin Ligia unterwegs. Beide sind mit Rucksäcken von Wien mit der Eisenbahn in die Türkei gefahren, dann über Persien, Usbekistan, Tadschikistan nach China, weiter über Laos, Vietnam, Kambodscha, Thailand, Borneo, Celebes, Bali, Neuguinea, Australien bis Vanuatu gekommen. Ihr Reisestil gleicht dem meinem – wenn geht, kein Flugzeug benützen, die Langsamkeit pflegen, das Lächeln der Menschen genießen und selber lächeln. Die Zwei wollen nach Südamerika, am liebsten mit Segelbooten.


3 Tage und 3 Nächte am Frachtschiff zu den Inseln im Norden. Ankommen bei Father Luke Dini auf der Insel Rah.

Es ist schließlich Dienstag, 16. August 2011 als ich die „Brisk“ besteige, mit Rolli und 2 Rucksäcken.

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Ich fahre diesmal als zahlender Gast. Es ist um einiges billiger als das Flugzeug, nämlich 5000 Vatu, anstatt 22000. Die Nacht im Asia Motel kostet 1700 Vatu – so gesehen fahre ich gratis, denn ich werde 3 Tage und 3 Nächte unterwegs sein.

Aron zeigt mir meinen Platz fürs Gepäck im überdachten Bug einer kleinen Barke aus Kunststoff. Sie steht an Deck, einigermaßen weit entfernt von den sehr lauten Dieselmotoren. Das wird daher auch mein Schlafplatz sein in den nächsten 2 Nächten. Um 18 Uhr werden die Leinen los gemacht. Das etwa 25 m lange Schiff fährt mit rund 7 Knoten zuerst nach West, später nach Nordost.

Um 7 Uhr nächsten Tages stehen wir dicht an der Küste vor der Insel Mele Lava. Da tut sich erst mal sehr wenig. Am Ufer stehen ein paar Leute herum. Unsere Stauer stehen am Schiff herum. Das Beiboot hängt am Heck. Es wird schön langsam zu Wasser gelassen. Mit einer unglaublichen Langsamkeit beginnt man Ware vom Frachtschiff auf das Beiboot zu laden. Später wird es dann flotter. Es ist vorwiegend Wellblech, Zement, Schnittholz, Reis und eine Menge von Paketen, Taschen und Rucksäcken.

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Es sind keine 20 m, die das Beiboot zum Ufer zu fahren hat.

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Inzwischen sind einige Leute da, die die Ware übernehmen. Ein paar 100 m weiter liegen viele Bündel von etwa 2 m breiten Dachschindeln bereit, um zugeladen zu werden. Die Schindeln sind aus den Blättern einer Pflanze hergestellt. Aus diesen Blättern werden auch Körbe geflochten und Matten zum Liegen und Sitzen am Boden.





Mit Kompasskurs 290 Grad steuern wir die Insel Gaua, auch Santa Maria genannt,an.

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James, einer der 3 Maschinen-Ingenieure an Bord, bringt mir Kaffee und Crackers zum Frühstück.

Das ist das Kind einer mitreisenden Familie. Es ist normal, dass die Haare der Kinder blond sind.

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Auf Gaua scheint niemand was von unserer Ankunft zu wissen. Die Kommunikation sei wirklich ein Problem, sagt mir der Maat. Das mit den Mobile-Telefonen funktioniert nicht auf jeder Insel. James macht sich zu Fuß auf ins Dorf - warum haben die kein Fahrrad an Bord, erlaube ich mir, mich zu fragen. Diesmal konnte unser kleines Frachtschiff sehr nahe ans Ufer fahren. Der Bug liegt auf Grund, die Maschine schiebt leicht an, zur Stabilisierung. Dann wird die Klappe nach unten geklappt und 5 Fässer mit Dieselöl werden ins Wasser gerollt.

Ein paar Buben nehmen sich ihrer an und treiben sie ans Ufer.

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Ein Teil der Passagiere steigt hier aus.

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Ein paar 100 m weiter gibt es einen Landeplatz mit einer kleinen Rampe ins Wasser. Unser Schiff fährt dicht heran. Inzwischen sind Männer aus dem Dorf gekommen und nehmen Schnittholz, Zement Pakete, Taschen und 3 kleine Boote entgegen. Meines bleibt mir noch eine 2. Nacht.

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Am nächsten Morgen um 04:30 werde ich wach, weil die Motoren langsamer drehen. Wir sind gerade dabei, eine Sandbucht anzulaufen. Unser Schiff fährt an den Strand heran, bis es den Grund berührt, dann Bugklappe niedergeklappt, Schiff mit 2 Leinen an Palmenstämme gebunden. Fertig. Wir sind auf Hiu, der nördlichsten Insel von Vanuatu. Sie gehört zur Torres-Gruppe. Hier her kommt 1 x in 2 Monaten das Versorgungsschiff. Trotz der frühen Stunde kommt Groß und Klein aus dem nahen Dorf angelaufen. Nun sitzen sie am Strand und schauen zu uns. Der Kapitän und an die 10 Männer aus der Mannschaft begeben sich zum Bug des Schiffes. Was da genau gesprochen wird, kann ich nicht hören. Es ist offensichtlich das Willkommen des Häuptlings und der Gruß der Schiffsmannschaft, was da hin und her ging. Dann legen wir am Schiff uns alle noch mal aufs Ohr. Um halb 7 bekomme ich Besuch an mein Boot, das mein Schlafplatz ist. Der Eigner werde es nun gleich mal abholen, wird mir gesagt. Die nächste Nacht werde ich auf der Bank am Heck des Schiffes schlafen müssen.

Ich mache einen kleinen Ausflug ins Dorf.

Lucie ist die Schwester des Eigners meines Schlafbootes. Sie begleitet mich ins Dorf.

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Der Mann vor dieser Hütte ist übrigens James vom Schiff, der, der mir immer das Frühstück bringt.

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Von Lucie erfahre ich, dass mein Schlafboot von der EU finanziert worden sei. Darin schlafend habe ich EU-Bürger es würdig eingeweiht, denke ich. Lucie hat einige Zeit in Port Vila in einem Hotel gearbeitet und spricht sehr gut Englisch. Mit einem Australier zusammen hat sie eine nun 5jährige Tochter, doch sie ist Alleinerzieherin geblieben und wieder zurück ins Dorf gekommen. Das Leben im Dorf sei doch viel billiger als das in der Stadt, meint sie.

Sie zeigt mir die Schule.

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Ihr Bruder ist hier der Head Teacher.

Ich werde noch ein paar Dorfbewohnern vorgestellt.

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Dann ruft das Schiffshorn, dass es Zeit wird an Bord zu gehen.

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Sobald das Schiff in Fahrt ist werden 4 Leinen ausgelegt.

Zu Mittag Fisch – vom Fang des Tages.

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Jemand hat eine von den sehr großen Kokosnuss-Krabben mitgebracht.

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Diese Tiere sind in der Lage, Kokospalmen zu erklettern und Kokosnüsse zu knacken. Wo da vorne und hinten ist, konnte ich nicht heraus bekommen. Es gibt die Tiere übrigens auch am Markt in Port Vila zu kaufen.

Im Laufe des Tages laufen wir Tegua an.

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Es ist schon Nacht, als wir die Insel Ureparapara erreichen. Wir gehen in einer Bucht vor Anker.

Im Licht des nächsten Morgens erblicke ich steile Berghänge rundherum.

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Wir befinden uns im Kratersee eines verloschenen Vulkans. Der Kratersee ist irgendwann mal durchgebrochen und nun mit dem Meer verbunden.

Diesmal muss wieder unser Beiboot in Aktion treten. Die Zufahrt ans Ufer ist ziemlich schwierig. Ich wundere mich, wie wenig hier die Inselbewohner beizutragen scheinen, dass das Versorgungsschiff seine Ware an Land bringen kann. Es kann doch nicht so unmöglich sein, mit ein paar Steinen einen Steg ins Wasser hinaus zu legen. Die Dorfbewohner tragen wenig bei zum Steueraufkommen im Land – warum sollte das Land diesen Menschen auch die Stege bauen? Offenbar sind die Dorfbewohner sehr zufrieden mit dem, was sie haben. Das Dorf hat kaum Ware anzubieten für das Land. Wer Zement, Schnittholz oder Reis kauft, hat das Geld zuvor in einer der beiden Städte oder im Ausland verdient. Der Staat bezahlt zum Teil die Schulgebäude, die Lehrer und die Schulbücher. Von den Eltern ist Schulgeld zu bezahlen.


Die Insel Rah


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Rah ist eine ganz kleine Nebeninsel von Mota Lava.

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Anstelle des Ankers wird die Bugklappe auf ein Riff niedergeklappt.

Dass das Riff von schützenswerten, empfindlichen Weichkorallen bewachsen ist, tut außer mir wohl niemanden weh.

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Auf Rah hat Father Luke, der pensionierte Priester der Anglikanischen Kirche, seinen Hauptsitz. Ich hatte ursprünglich vereinbart, ihn auf Vanua Lava zu treffen. Das wäre die nächste Insel gewesen. Als Father Luke erfährt, dass ich an Bord bin, lässt er mir ausrichten, ich möge gleich hier in Rah aussteigen.

Ich packe also wieder einmal ganz schnell meine Sachen und lass mich mit dem Beiboot an Land bringen.

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Father Luke breitet die Arme aus als ich nach 300 Schritten bei ihm eintreffe. Er zeigt sich sehr glücklich, dass ich komme.

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Ich werde mit einem Blumenkranz um den Hals geschmückt. Später reicht man mir eine Kokosnuss mit Strohhalm.

Father Luke scheint sich viel von mir zu erwarten. Er wird mich doch nicht überschätzen? Wir werden sehen.

Die „Brisk“ wird nun ohne mich ihre Runde durch die Banks-Inseln fertig drehen.

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Erste Tage auf Rah

An insgesamt 17 Tagen bin ich auf der Insel Rah gewesen. Am 2. Tag kommt Father Luke mit 4 Leuchten aus den 4 Bungalows daher.

Bungalows heißen hier die strohgedeckten Hüttchen mit den Wänden aus dem Geflecht von Pflanzen, tragenden Teilen aus Bambus oder anderem Gehölz.

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Der Boden ist meist betoniert. Es gibt ein anderthalbschläfriges Bett, meist mit Mückennetz, einen Tisch, 2 Stühle.

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Wenn man Glück hat, gibt es ein paar Nägel an Wänden, wo man Sachen aufhängen kann. Bungalows können außerdem Dusche und WC enthalten und alles, was zum Kochen nötig ist. Es gibt Kerzenlicht oder auch Strom.

Hier sind gemeinsame Dusche und WCs für alle 4 Bungalows vorgesehen.

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Bei Father Luke hat jeder Bungalow ein ganz kleines Solar-Paneel dessen Kabel zur LED- Leuchte führt. Die Leuchte enthält den Laderegler und ein, zwei oder drei aufladbare Stabbatterien in der Größe, wie in meiner Kamera. Mit meinem Multimeter habe ich bald festgestellt, dass bei keiner Leuchte der Schalter schaltet. Es gibt natürlich keine Ersatzschalter auf Rah oder der nahen Nachbarinsel Mota Lava. Bei 4 anderen Leuchten sind normale Batterien eingelegt, anstatt aufladbare. Daher ist auch das finster. Ich kann noch eine Leuchte in der Küche richten. Da ist eitel Freude im Haus. Father Luke zeigt große Sympathie zu mir. Er findet es angemessen, mich seinen Bruder zu nennen.


Von den Menschen auf Rah

Von Ratchel, seiner Schwiegertochter, der Köchin und Serviererin für die Gäste (ausgebildet in diesen beiden Berufen in Port Vila), erfahre ich, dass gute Freunde zu Brüdern und Schwestern werden können und wie man nahe Verwandte anspricht.

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Ihre Schwiegereltern hat sie mit „mother in law“ und „father in law“ anzusprechen. Zu ihrer Schwiegermutter habe sie ein sehr gutes Verhältnis, sodass ihr zuweilen ein „mum“ entschlüpft. Dann entschuldigt sie sich dafür. Vor den Kindern spricht sie ihre Schwiegereltern mit „grandmother“ und „grandfather“ an.

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Father Luke ist anglikanischer Priester im Ruhestand. In dieser Konfession ist es den Priestern erlaubt, ihre Liebhaberinnen zu ehelichen und öffentlich zu herzen. Luke tut das auch im Ruhestand noch immer gerne, wie Figura zeigt.

Die Eltern sind von den Kids mit „mother“ oder „mum“ und „father“, keineswegs aber mit Vornamen anzusprechen. Die Schwester der Mutter wird von den Kindern auch mit „mum“ angesprochen. Dies deshalb, weil/damit klar ist, dass im Falle des Todes der Mutter deren Schwester an ihre Stelle tritt, was die Kinder betrifft. Ein Kind, das mit den eigenen Kindern enger befreundet ist, spricht die Eltern, aber auch Onkel, Tanten, Großeltern, genauso an, wie es die leiblichen Kinder tun. Bei Vettern und Basen spricht man grundsätzlich von Brüdern und Schwestern, zuweilen mit dem Zusatz von Cousin-Brother, bzw. -Sister.

Damit lüftet sich für mich das Geheimnis, warum so viele Menschen, mit denen ich zuvor über Father Luke gesprochen habe, gesagt haben, der sei ihr Father oder Brother. Father Luke hat mit seiner Frau 4 Söhne und eine Tochter. Da kommen deren viele Freunde ins Haus und ganz schnell ist die gesamte Inselbevölkerung verwandt miteinander. Und dann noch die Bezeichnung „brother“ für einen nahen Einzel-Freund. Ich bin übrigens Bruder auch vom Josef aus der Nachbarschaft geworden.

Mein Bruder Josef ist hier im Bild rechts. Links, das ist der Gebäude-Chief Charles

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Neu für mich ist, dass in Rah der Chief (Häuptling) gewählt wird, und das auf Zeit. Chiefs haben soziale Aufgaben. Sie kümmern sich um das friedliche Zusammenleben der Dörfler, fallweise um individuelle Nöte, aber auch um Feste und Brauchtum. Sie sind Ansprechpartner in den Sorgen und Freuden des Alltags. Neu auch ist für mich, dass es 4 Chiefs gibt, jedenfalls in Rah.

Der Charles ist der Gebäude-Chief. Den Tourismus-Chief habe ich auch kennen gelernt. Wer der Vierte ist, ist mir verborgen geblieben.

Politische Aufgaben nach unten oder oben haben Chiefs nicht. Das machen Bürgermeister und Ortsparlament.

Alle 200 Einwohner von Rah scheinen zu wissen, wer ich bin, woher ich komme und was ich so mache. Im Versammlungshaus soll ich feststellen, warum die Solaranlage nicht funktioniert, was mir auch gelingt. Frank gibt mir eine Lampe zum Reparieren. Es sind Anfragen da für die Reparatur eines Rasenmähers, einer Nähmaschine mit Handkurbel und für den Starter eines Autos. Keines der drei Geräte allerdings wird mir vorgeführt.


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